Kennen Sie diesen Gälner?

Rolf Schubert

750 Jahre Gelenau: 1273 bis 2023

Möglicherweise, ja. Sie könnten ihn in unserem Erzgebirgs-Dorf getroffen und mit ihm geplaudert haben. Oder Sie sind in seinem Haus gewesen oder zumindest daran vorbeigegangen, dort, wo er einst wohnte und lebte und wo er auch als reifer Mann immer wieder zu Gast war. Falls nicht, dann sind Sie vielleicht, so Sie sich für Malerei, vor allem für Landschaftsmalerei, und für Kunstgeschichte interessieren, seinem künstlerischen Schaffen begegnet. Denn: Rolf Schubert, geboren 1932 in Gelenau und hier aufgewachsen, kann wohl zu den bedeutendsten deutschen (Landschafts-) Malern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezählt werden.

Seine Liebe zur Malerei und sein Maltalent hat der angehende Künstler offensichtlich früh erkannt; angeregt und befördert sicher durch seinen Vater, dem Malermeister. Nach einer soliden Ausbildung zum Dekorationsmaler ab 1947 kommt Schuberts Werden zum exzellenten Kunstmaler rasch voran. Vor allem durch sein Studium ab 1950 an der Fachschule für Angewandte Kunst in Leipzig, ab 1953 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und als Meisterschüler bei Otto Nagel an der Akademie der Künste in Berlin. Seinem verehrten Lehrer Otto Nagel hat Rolf Schubert übrigens durch dessen Porträt, ein Gemälde in Öl, ein sehenswertes Denkmal geschaffen, das sich im Besitz der Nationalgalerie in Berlin befindet.

Obwohl Rolf Schuberts Lebensmittelpunkt Berlin ist, Studien-Reisen ihn durch Europa, vor allem nach Italien führen, er die Sommer seit Anfang der 1970er Jahre oft auf Hiddensee und Rügen zum Malen verbringt, kehrt er doch immer wieder in sein geliebtes Erzgebirge, auch nach Gelenau, zurück. Zum Malen. Offensichtlich mit Vorliebe im Winter. Seine vielfältigen, in seinem Schaffen einen besonderen Platz einnehmenden Landschaftsbilder, die das Erzgebirge im Winter zeigen, belegen das augenscheinlich. So auch das kleine Öl-Gemälde Winteridyll im Erzgebirge, das er 1983, durchaus unter Verwendung von Motiven aus der Gelenau umhüllenden Landschaft im Winter, vollendet hat. Beim Anschauen des Gemäldes fällt der Blick wohl zuerst auf den hohen Winter-Himmel und auf die sich über die gesamte Bildbreite ausdehnenden bewaldeten blauen Berge in der Ferne, wodurch das Bild gleichsam Tiefe und Weite erhält. Idyllisch eingebettet in verschneite Wiesen und Felder sind die kleinen, ja geduckten Wohnhäuschen, die durch die drei hohen Pappeln zwar noch winziger, aber auch behüteter wirken. Das alles strahlt Stille, Ruhe, Friedfertigkeit aus. Der Mensch ist Teil der Landschaft, er lebt in ihr, mit ihr. Schubert gelingt mit diesem Bild ein ganz subjektiver, schlichter, unspektakulärer und gleichsam romantischer, ja soll man sagen im besten Sinne vor-moderner Blick nicht nur auf die Erzgebirgslandschaft im Winter, sondern auch auf die Menschen, die hier wohnen und leben.

Rolf Schubert stirbt 2013 in Hohen Neuendorf, unweit von Berlin. Seine Werke sind weit verstreut: in Museen, Galerien und Privatbesitz. Bedeutendes auch im Schloss Schlettau in der Sammlung Erzgebirgische Landschaftskunst, die der Künstler umfassend bereichert und unterstützt hat.

Vielleicht gelingt es ja zu 750 Jahre Gelenau eine Rolf-Schubert-Ausstellung, zumindest mit seinen Erzgebirgslandschaften, auf die Beine zu stellen. Ihm und uns tät´s gut!